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Prof. Jacob Strobel

Inspiriert vom sympathischsten aller Werkstoffe

© Michael Liebert

Holz – als Werkstoff uralt und doch absolut zeitgemäß. Holz wächst nach, tut uns gut und lässt uns atmen. Das und vieles mehr fasziniert Jacob Strobel, Professor für Holzgestaltung an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg.

Geboren 1978 in Würzburg erlernte er zunächst das Tischlerhandwerk. Schon als Handwerker begeisterte ihn, wie der Baum in den vielen Schritten der Bearbeitung immer wieder seine Schönheit offenbart. Holz sei ein niedrigschwelliges Material, jeder kann sich ihm – sei es mit Taschenmesser oder Laubsäge – zuwenden. Wenn man auf professionellem Niveau mit seinen Eigenheiten umgehen kann, das Material begreifen lernt, hat es das Potenzial, Möbeln und Produkten nachhaltig eine ganz eigene Qualität zu verleihen.

Dass Jacob Strobel das Material Holz begreift, zeigte er mehrfach als Designer beim österreichischen Naturmöbelhersteller TEAM 7. Nach seinem Studium der Holzgestaltung an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg, entwarf er in den Jahren 2008 bis 2015 als Head of Design bei TEAM 7 auch international preisgekrönte Produkte und Longseller, die seit vielen Jahren unverändert feste Größen im Sortiment des Unternehmens darstellen. Jacob Strobel designt – neben seiner Professur – weiterhin frei für verschiedene Möbelmarken, in erster Linie Stühle, Tische und Betten.

Der Kontakt zum Möbelhersteller TEAM 7 entstand bereits während seines Studiums. Kontakte zu knüpfen, zur Wirtschaft, zu Betrieben oder Designbüros ist für Prof. Strobel auch eines seiner obersten Anliegen in der Lehre. Die Studierenden kommen schon in den unteren Semestern mit Praxispartnern in Kontakt, absolvieren Praktika und schließen ihren Bachelor oder Master überwiegend in Kooperation sowohl mit regionalen als auch internationalen Einrichtungen und Betrieben ab. Mit dem Fokus auf das Material Holz erscheinen sie dabei manchmal als Exoten, punkten jedoch gerade mit ihren praktischen Fähigkeiten und dem tiefen Verständnis für die Zusammenhänge von Material, Form und Funktion.

Die Studierenden lernen so den professionellen Anspruch kennen, den hohen Druck und die vielleicht manchmal auch nötige Anpassung. Alle Studierenden stellen mindestens einmal auf einer internationalen Möbelmesse wie der imm cologne oder der milan design week aus. Sie trauen sich das zu, lernen sich und ihre Arbeiten zu präsentieren und über ihre vermeintlichen Grenzen zu gehen. Sie erfahren wie hart umkämpft der Markt ist und wie spannend es ist, sich sein eigenes, auch internationales, Netzwerk aufzubauen. Messebeteiligungen können für manche ein echtes „Sprungbrett“ sein, eine horizonterweiternde Erfahrung sind sie für alle.

Die Praxisbezogenheit des Studiums fördert für Jacob Strobel auch die Grundmotivation nachhaltigen Gestaltens. Wer weiß, was es bedeutet der Natur das Material abzuringen und Materialwiederstände zu überwinden um Produkte zu schaffen, der wird nicht kopflos entwerfen. Die Studierenden sind trotz des fordernden Vollzeitstudiums meist besonders motiviert, denn sie wählen die Studienrichtung mit samt dem besonderen Standort bewusst aus. Jacob Strobel lobt das große Spektrum handwerklicher und gestalterischer Kompetenzen, das die Studierenden in Schneeberg auszeichnet und die sozialen Fähigkeiten, die sie in ihrer Community beweisen und entwickeln.

In Schneeberg trifft der zeitgenössische Umgang mit Holz auf eine lange Handwerkstradition. Das Erzgebirge steht für Bergbau und damit - direkt und indirekt - für den kompetenten Umgang mit dem nachwachsenden Rohstoff. Auf dieses Erbe zu reflektieren, ob als Hommage oder durch ein leises Zitat, ist eine reizvolle Besonderheit des Standortes.

In Schneeberg trifft der zeitgenössische Umgang mit Holz auf eine lange Handwerkstradition.
Das Erzgebirge steht für Bergbau und damit – direkt und indirekt – für den kompetenten Umgang mit dem nachwachsenden Rohstoff. Auf dieses Erbe zu reflektieren, ob als Hommage, Persiflage oder durch ein leises Zitat, sieht Jacob Strobel als reizvolle Besonderheit des Standortes. Die Studienrichtung Holzgestaltung selbst ist ohnehin einzigartig, denn an keiner anderen Hochschule in Deutschland wird dieses Fach gelehrt.

Für Jacob Strobel war dies ein entscheidendes Argument bei der Studienplatzwahl und beim zweiten Mal »hat es auch wieder gezogen«. Im Jahr 2015 kehrte Jacob Strobel an seinen Studienort zurück. Er folgte dem Ruf an die Westsächsische Hochschule Zwickau und wurde Professor für Holzgestaltung. Von der Idee, das was er gelernt hatte, am diesem einzigartigen Ort weitergeben zu können, war er begeistert.

Neben dem fast familiären Charme am Hochschulstandort Schneeberg, wo Jacob Strobel seinen Zweitwohnsitz hat, genießt er mit seiner eigenen Familie – erst kürzlich wurde sein viertes Kind geboren – die kulturelle Vielfalt, die Diversität und Lebendigkeit seiner Wahlheimat Leipzig.

Die Lehre erfolgt in Schneeberg nach dem Werkstattprinzip, bereits der Entwurfsprozess kann in der Werkstatt stattfinden. Forschendes Entwerfen und spielerisches Ausprobieren werden gefördert und erwartet. Frühzeitig im Sinne des zeitlichen Verlaufes des Entwurfes werden Volumenmodelle und Funktionsmuster erstellt. Auch die finalen, funktionstüchtigen Prototypen, seltener auch Mockups – die maßstäblich realistischen Designmodelle – fertigen die angehenden Designerinnen und Designer selbst. Das führt nicht selten zu einer wohltuenden, formalen Reduktion und schärft grundsätzlich den Sinn für das Machbare.

Die physische Erscheinung von Produkten und ihre entsprechenden sensorischen Qualitäten sind Jacob Strobel natürlich auch beim Sächsischen Staatspreis für Design wichtig. Die Materialität sollte sich dabei schlüssig mit den immateriellen Aspekten verbinden. »Produkte sollten eine innere, erlebbare Logik haben.« Ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit spielen für ihn zudem eine übergeordnete Rolle. »Design, das effektiv ist, ohne effektvoll sein zu müssen«. Die Freude am Entwurfsprozess darf man den Dingen trotz allem gerne ansehen. Wenn Freude dann auch zum Erwerb und jahrelanger Nutzung motiviert und selbst die Entsorgung nicht zum Leid unserer Umwelt wird, dann ist für Jacob Strobel schon sehr viel erreicht für eine gute Einreichung.

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