Prof. em. Dr. Uta Brandes
Der Sächsische Staatspreis für Design – eine kluge Entscheidung für den Freistaat
»Eine kluge Entscheidung« – so nennt Frau Prof. em Dr. Uta Brandes die Auslobung des Sächsischen Staatspreises für Design. Ihr gefällt die Vielfalt im sächsischen Design und vor allem die Qualität in der Gestaltung der Dinge.
Geboren in Hannover studierte die deutsche Designexpertin Soziologie und Psychologie an der dortigen Leibniz Universität. Immer mehr – vor allem auch während ihrer Tätigkeit als stellvertretende Leiterin des Institutes »Frau und Gesellschaft« Hannover, (welches sie später als zu konservativ empfand und sich abwandte) – rückte das Thema »Gender« in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.
Zu Beginn der 80er Jahre – von der aufstrebenden Wilden Malerei nicht sonderlich begeistert – interessierte sie sich mehr und mehr für Design. Gemeinsam mit Rolf-Peter Baacke und Michael Erlhoff gab sie 1982 ihr erstes DesignBuch »Design als Gegenstand – der neue Glanz der Dinge« heraus.
Uta Brandes schrieb weiter, stellte berühmte Designer vor, verfasste Monografien, moderierte, wirkte als Leiterin des Forums der Bundeskunsthalle Bonn, fand es spannend, neben dem eigentlichen Beruf noch viele interessante Dinge zu tun und wurde so zur Designexpertin. (Während ihrer Bonner Zeit zu Beginn der 90er Jahre entstand im Rahmen einiger Konferenzen eine ganze Buchreihe über die Sinne, das letzte wurde »Der Sinn der Sinne«.)
Als 1995 die damalige Wissenschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Anke Brunn, ein Programm zur Förderung von mehr weiblichen Professuren auflegte, war es keinesfalls nur eine logische Folge, dass Uta Brandes zur Professorin berufen wurde. Sie hatte bis dahin Großartiges auf dem Gebiet Gender und Design geleistet.
Bis 2015 wirkte Uta Brandes als Professorin für Gender und Design sowie für Designforschung an der Köln International School of Design, TH Köln.
Sie rückte Gender im Design immer wieder in den Focus ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit und ihrer Studien. Wie beeinflusst das Geschlecht die Gestaltenden? Wie werden die Dinge für die Geschlechter gestaltet?
Uta Brandes´ Studien haben viel mit dem gestalteten Alltag zu tun und mit den Auswirkungen auf die Geschlechter. Gemeinsam mit Studierenden erforschte sie beispielsweise wie sich Menschen geschlechtsspezifisch im öffentlichen Raum verhalten, wie sie das Design der sie umgebenden Dinge in Hotels oder bei Konferenzen wahrnehmen. Projekte mit Studierenden aus Deutschland und China ergaben, wie unterschiedlich zwischen den beiden Kulturen beispielsweise das »Warten im öffentlichen Raum« stattfindet und wie – wird die Betrachtung auf Gender gelenkt – ähnlich es abläuft.
Eine Trendstudie für VW über Mobilität unter der Gender-Perspektive analysierte Bedürfnisse und Notwendigkeiten der Fortbewegung für die verschiedenen Geschlechter und präsentierte entsprechend unterschiedliche Designlösungen.
Es ist alles gestaltet, unabhängig ob klug oder schlecht.
Gender und Design ziehen sich durch Uta Brandes´ ganzes Leben. Sie gründete 2013 das international Gender Design Network (iGDN). Seit drei Jahren wird dort als »Iphigenia Gender Design Award« ein Preis für gender-sensibles Design verliehen.
Uta Brandes lehrte als Gastdozentin – neben deutschen Hochschulen – auch in New York, Hong Kong, Shanghai, Taipei, Sydney, Tokio und Fukuoka.In Japan begeistert sie das Feine und Präzise im Design. Dies und das Thema Gender sind für sie auch Kriterien für die Bewertung sächsischen Designs.
Wichtig ist es für Uta Brandes und ganz bestimmt auch ein interessanter Tipp an den Designnachwuchs: »Es ist alles gestaltet, unabhängig ob klug oder schlecht. Wir sind jeden Tag zu 100 Prozent mit Design konfrontiert. Schaut im Alltag, wie die Menschen mit den Dingen umgehen.«
Und sie unterbreitet noch einen Vorschlag, dass wir beachten mögen, wer gestaltet, womit sie auf das Geschlecht anspricht. Also: »Frauen nach vorn!«
Frau Prof. em Dr. Brandes war und ist Mitglied vieler Jurys und freut sich wieder auf die Juryarbeit beim Sächsischen Staatspreis für Design. Alle dürfen gespannt sein auf die Expertin im Gender Design, auf eine Frau, in deren Wirken Gestaltung und Geschlecht oder Gender im Design eine herausragende Rolle spielen.