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Johannes Hünig

Von der Kunstgeschichte zum Designjournalismus

Gutes und gelungenes Design hat das Herz von Johannes Hünig schon immer schneller klopfen lassen. Als Design-Journalist beim Magazin »Schöner Wohnen« gelingt es ihm immer wieder, Design nicht als elitäres Statussymbol darzustellen, sondern eine Verbindung zur Realität zu schaffen.

Johannes Hünig, 1981 in Würzburg geboren, hat sowohl in seiner Geburtsstadt als auch in Hamburg Kunstgeschichte studiert. Schon sehr früh befasste er sich mit Design, schrieb bereits während seines Studiums als Autor für SCHÖNER WOHNEN. Später arbeitete Johannes Hünig dort als Online-Redakteur, bevor er 2014 nach London zog, um die Öffentlichkeitarbeit eines deutsch-britischen Architekturbüros zu verantworten. Hünig kehrte 2017 nach Hamburg zurück und   unterstützte beim Verlag Gruner+Jahr das neu gegründete Designmagazins IDEAT als Redakteur und Textchef. Seit Anfang 2020 ist er Redakteur bei SCHÖNER WOHNEN, wo er über Design- und Architekturhemen schreibt.

Johannes Hünig interviewte oft und lange Designer und war kritischer Beobachter auf den großen Designmessen. Manchmal fragte er sich, ob das denn alles nötig sei, »schon wieder ein neuer Stuhl«. Doch beim genaueren Betrachten des jeweiligen Exponates erkannte er, dass es ein schlauer Entwurf war, sinnvoll und längst hätte jemandem diese Idee in den Kopf schießen können.

Design sei noch lange nicht am Ende seiner Geschichte angekommen, es verändert sich gerade noch nicht in dem Tempo wie vielleicht notwendig. Unser Alltag ändert sich hingegen permanent, beispielsweise mit der Digitalisierung. Somit wandeln sich auch die Dinge um uns herum. Wir benutzen unsere Wohnung heute anders als noch vor ein paar Jahren, wir nutzen Tabletts und die Stelle, wo bisher der Fernseher stand oder hing, könnte zukünftig leer bleiben. Für Johannes Hünig stellt sich die Frage nach der Neugestaltung der Möbel, da wir sie anders gebrauchen. Die Menschen ziehen auch öfter um, bräuchten also flexiblere Möbel.

Die junge Designgeneration übersetzt neue Lebensgewohnheiten bereits in ihre Konzepte. Der Nachwuchs denkt Möbel flexibler als bisher.

Die Art wie die Menschen leben, wie sie durch Design auch ihr Verhalten ändern können, das reizt Johannes Hünig am Thema ganz außergewöhnlich. Design ist ein Spiegelbild der Gesellschaft und es ist eben nicht egal, wie wir Dinge benutzen. Sitzen wir beispielsweise in einem Sessel mit Armlehnen am Tisch oder steif und streng auf einem Stuhl, essen wir von einem flachen Teller oder aus einer Schüssel, benutzen wir Gabeln mit langen Zinken oder kurzen, immer verhalten wir uns entsprechend anders. Ein interessanter Aspekt ist auch, ob wir uns mit einem Möbelstück umgeben, was uns gefällt und nicht weiter auffällt oder mit einem, an dem man sich reiben kann.

Möbelstücke die einen Charakter entwickeln, faszinieren Johannes Hünig. Möbel mit Herz, Seele und Eigenarten können gute Freunde werden, es entwickelt sich eine Beziehung, man möchte lange mit ihnen leben.

Das lange Miteinander bezeichnet er als die beste Form der Nachhaltigkeit. Werden Materialien recycelt, wird wieder Energie verbraucht, vielleicht gar mehr als bei ihrer Herstellung. Wenn wir uns aber mit zeitlosen Dingen oder Möbeln – es darf auch ein Designklassiker darunter sein – umgeben, bei denen in die Materialien investiert wurde und die wie Holz oder Metall einfach schön und in Würde altern, dann spricht Johannes Hünig von echter Nachhaltigkeit, sozialer, ökologischer und ökonomischer. »Das nachhaltigste Möbelstück ist jenes, was nicht gebaut werden muss.«

Beim Sächsischen Staatspreis für Design ist Johannes Hünig besonders auf die Jungen gespannt. Die junge Designgeneration übersetzt neue Lebensgewohnheiten bereits in ihre Konzepte. Der Nachwuchs denkt Möbel flexibler als bisher. Wie werden Nachwuchsdesignerinnen und Designer seine Vorstellung von Design – die zehn relevanten Design-Thesen des deutschen Industriedesigners der Moderne, Dieter Rams – bearbeiten? Bereits ab Mitte der 1970er Jahre begann Rams seine Ideen zum Design in Regeln zu verdichten. Herausragend nennt Johannes Hünig die Feststellung Rams´, dass gutes Design so wenig Design wie möglich ist. Der Designentwurf sollte darüber hinaus ein echtes Bedürfnis befriedigen und keine Kopfgeburt sein und muss leicht verständlich sein. »Die besten Produkte muss man nicht erklären.«

Und wenn dann der Gedanke aufkommt, warum es dieses Produkt nicht längst gibt, ist alles perfekt.

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